CCS-Protest

Presse

26. Februar 2010

CO2-Endlager Beeskow: „Jobwunder“ durch Vattenfall bleibt aus

 

Ab dem kommenden Herbst gehen die seismischen Erkundungen für das CO2-Endlager in der ostbrandenburgischen Region Beeskow los, erklärte Markus Stöwer, Diplom-Geologe vom Ingenieurbüro Untergrundspeicher Mittenwald (UGS). Der Geologe erläuterte vor einigen Bürgern am gestrigen Donnerstag im märkischen Beeskow die geplanten Aktivitäten des schwedischen Energiekonzernes Vattenfall. Nach den seismischen Tests beginne man im März 2011 mit den Bohrungen, die wohl knapp ein Jahr dauern werden, so Stöwer. Erst dann werde man sehen, ob der Untergrund überhaupt geeignet sei.

                                                           
„Technisch durchaus verständlich“ sagte Herbert Wenzke von der Bürgerinitiative (BI) „CO2-Endlager stoppen“ zum Vortrag des Wissenschaftlers. Der engagierte Bürger rechnet jedoch mit unkalkulierbaren Risiken, die sich spät auftun könnten.  Es herrsche Misstrauen, da Vattenfall Informationen nur „tröpfchenweise“ herausgibt. Und über mögliche Probleme bei der CCS-Technologie und den CO2-Endlager hört man gar nichts, beschwert sich Wenzke. Das es diese gibt, zeigen diverse Studien, in denen auch davor gewarnt wird CO2-Endlager in besiedelten Gebieten zu erproben, u.a. vom Umweltbundesamt.

Neutrale und umfassende Aufklärung bekomme man aber in Brandenburg nicht, kritisiert auch BI Sprecher Udo Schulze die Informationspolitik für Ort. Daher gehen auch nur so wenige Leute zu den sogenannten „Info-Abenden“ des schwedischen Staatskonzerns, der in der Region „CO2-Industriemüll“ aus seinen Kohlekraftwerken verpressen möchte. „Das Thema interessiert uns sehr aber wir wollen uns nicht mit Propaganda zumüllen lassen“, sagt Schulze. So erklärt es sich auch,  dass der von Vattenfall stark beworbene Info-Abend nur 19 Besucher zählte.  Der Diplom Geologe Stöwer mühte sich zwar redlich zu erklären, dass er unabhängig sei. So recht glauben wollten ihm das die Zuhörer nicht, schätzt BI-Mitglied Wenzke den Abend ein. „Es war halt eine PR-Veranstaltung von Vattenfall“, sagt Wenzke enttäuscht. "Niemand kann uns erzählen, es sei alles nur eitel Sonnenschein."

 

Weiter bemängelte Wenzke, dass Transparenz für Vattenfall anscheinend nur ein Lippenbekenntnis sei. Ein Bürger fragte beispielsweise, ob man die Ergebnisse der Erkundungen den Bürgern öffentlich machen wird. Stöwer erklärte dies liege in der Hand von Vattenfall. Erfahrungen zeigen, dass man in Deutschland eher zur Verschwiegenheit neige, im Gegensatz zur Schweiz, wo man mit Transparenz gute Erfahrungen gemacht habe, erklärt der Geologe bemüht. Der anwesende Vertreter von Vattenfall, Thomas Lautsch, der die „Bürgerstunde“ seines Konzernes beobachtete, antwortete jedoch nicht auf die Frage, erzählt Wenzke. Direkt auf Entschädigungszahlungen für die Nutzung von Grundstücken  angesprochen, wich Lautsch aus: „Wir werden uns an den Industriestandard halten“. Die Diskussionen darüber seien im Konzern noch nicht abgeschlossen. Im Endeffekt bedeutet dies, übersetzt Wenzke: nur wenn Vattenfall etwas zerstört, gibt es Entschädigung für die Nutzung fremden Eigentums durch die Schweden.

 

Beim Thema Durchsetzung des „Wegerechtes“ setzt Vattenfall auf Zustimmung in der Region. Diese sei aber nicht zu erwarten, wie ein Zuhörer bemerkte. Wenn der Hauptbetriebsplan genehmigt ist, kann der Zugang zu den Grundstücken „gerichtsfest“ durch das Land erzwungen werden, konnten die erstaunten Bürger hören. „Wir werden sehen, was passiert“, kündigte Lautsch an, der eigentlich auf Kooperation hofft.

 

Auch die Arbeitsplatzeffekte dürften eher niedrig ausfallen. So erklärte der Vertreter von Vattenfall, dass durch vom Energiekonzern finanzierte interessierte Reisegruppen in die Region kommen werden, die die lokale Gastwirtschaft unterstützen, oder die Ingenieure, die die Erkundungen begleiten. Das sind doch nur temporäre Effekte. Nach mehrfachen Nachfragen bekannte Lautsch, dass wohl nur 15-20 dauerhafte Arbeitsplätze für die Projektgesellschaft von Vattenfall vor Ort entstehen werden. Als der BI-Sprecher Schulze diese Zahl hört, schüttelt er den Kopf: „Das ist also das versprochene Jobwunder. Für 15 Arbeitsplätze wird eine ganze Region geopfert“, sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Udo Schulze. Und die Politik in Potsdam mache „gute Mine zum bösen Spiel“.

 

Positionspapier Umweltbundesamt
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3804.pdf