CCS-Protest

Presse

 

18. Februar 2011

Offener Brief zu den Vorfällen in Kanada: Neubewertung der CCS-Technologie gefordert

 

In einem offenen Brief an Landes- und Bundespolitiker fordert die Bürgerinitiative CO2ntra Endlager Neutrebbin eine Neubewertung der CCS-Technologie und CO₂-Endlagerung im Brandenburgischen Birkholz-Beeskow und Neutrebbin/Oderbruch nach dem Bekanntwerden der Ereignisse in Weyburn, Kanada. Dort wird CO₂ zur Erhöhung der Ausbeute in ein Ölfeld gepresst. Das CO₂ sollte angeblich sicher und dauerhaft im Erdreich verbleiben, es kam jedoch zu offensichtlichen Austritten von CO₂ an die Oberfläche. Diese verursachten kleinere Explosionen, Tiersterben, Auftreten von schäumenden Wasser und Algenblüten in Teichen auf der Farm der Familie Kerr. Aus Sicherheitsgründen hat die Familie ihr Haus verlassen müssen. Ein Gutachten der von der Familie Kerr beauftragten PETRO-FIND GEOCHEM LTD wird von der Betreiberfirma CENOVUS ENERGY und von dem für das Monitoring zuständigen PETROLEUM TECHNOLOGY RESEARCH CENTRE (PTRC) angezweifelt.

 

Die Bürgerinitiative CO2ntra Endlager weist in ihrem offenen Brief jedoch auf Fehler und offensichtliche Widersprüche des PTRC-Reports hin und betont, dass das Gutachten der PETRO-FIND GEOCHEM LTD aus dem Jahr 2010/2011 nicht entkräftet sei. Das Monitoring durch das PTRC dauerte lediglich von 2000 - 2004. Im selbst erstellten Bericht aus dem Jahr 2005 zu diesem Monitoring dokumentiert das PTRC sogar - entgegen ihren aktuellen Statements zum Fall Kerr/Weyburn - im Jahr 2004 eine Erhöhung der CO₂- Konzentration im Untergrund. Kurz daraufhin wurde das Monitoring beendet.

 

Die Bürgerinitiative betont, dass sich die kanadische Anlage zwar deutlich von der in Brandenburg geplanten Endlagerung in salinen Aquiferen unterscheidet, dass Probleme der Sicherheit und Dichtheit des Untergrundes jedoch ähnliche Probleme mit sich bringt. Das Monitoring sei zeitlich viel zu kurz und nicht ausreichend flächendeckend gewesen. Eine Argumentation nach dem Motto: "Weil ich im Zeitraum 2000 - 2004 keinen Hundehaufen vor Ihrer Türe gesehen habe, gab es dort auch in den Jahren 2005 - 2011 keine Hundehaufen, obwohl ich das in dieser Zeit gar nicht mehr kontrolliert habe", sei keine wissenschaftlich qualifizierte Entkräftung des für die Familie Kerr erstellten Gutachtens.

 

Die Bürgerinitiative wertet eine solche Argumentationsweise als Indiz, um Probleme bei der Dichtigkeit des Untergrundes zu verschleiern. "Schließlich und sicher nicht zuletzt steht das wissenschaftliche Renommee des PTRC und das ehrgeizige Unterfangen der Firma CENOVUS ENERGY, das erste Projekt der Welt zu sein, das das durch ein CCS-Verfahren abgeschiedene CO₂ (aus Kohleverstromungs- und Vergasungsanlagen) wirtschaftlich erfolgreich und klimarettend anwendet, als Ganzes auf dem Spiel. Und schließlich ist ein solches Knowhow, falls es keinen dauerhaften Erfolg bei der CO₂-Einlagerung hätte, auch keinen Cent mehr Wert.", betont die Bürgerinitiative.

Im genannten offenen Brief fordert die Bürgerinitiative grundlegende Konsequenzen aus den Vorfällen in Weyburn. Der offene Brief und die zugrunde liegenden Gutachten können unter www.co2bombe.de eingesehen werden.

 

Download Offener Brief
http://ccs-protest.de/110218offenerbrief_co2ntra_endlager.pdf